PAPAS IN MOTION
in Sofia
Regie: Atanas Atanasov
Director: Atanas Atanasov
Translation: Vladko Muradov
Set ad costume design: Teodora Lazarova
Choreography: Zhivko Zhelyazkov
C: Velizar Emanuilov; Aneta Ivanova, Bistra Okereke, Boryana Manoilova,
Boyan Petrov, Boyana Avdzhieva, Vasilena Kyneva, Velizar Emanuilov,
Velina Andreeva, Violina Dotseva, Vladislav Stoimenov, Daria Dimitrova,
Elizabet Marangozova, Yordan Vyrbanov, Kaloyan Stoychev, Kiril Nedkov, Kristian Topov,
Lyubomira Basheva, Martin Petkov, Monika Ivanova,
Rumen Mihaylov, Hristina Dzhurova,
Tsvetelina Atanasova, Yavor Gadzhev

   



   

PAPAS IN MOTION                            
Von Ronald RUDOLL


                                                           Foto:  Juergen Unterweger

 

DER STANDARD

Theater im Kabelwerk

Wenn Männer sich für Männer entscheiden
von EVA TINSOBIN

"Papas in Motion" nennt sich eine Selbsthilfegruppe für schwule und bisexuelle Väter und deren Lebensgefährten in Wien.
"Papas in Motion" nannte Ronald Rudoll auch seine Tragikomödie, die vor knapp einem Jahr ihre Erfolgsgeschichte
in Hubsi Kramars 3raum Anatomietheater startete und nach Gastspielen in Stuttgart und Warschau nun im Kabelwerk Wien
zu sehen ist.

Rasant und pointenreich ist es Ronald Rudoll (selbst überzeugend ein Testosteron-Paket mimend) und Regisseur
Stephan Bruckmeier gelungen, ein Konflikt beladenes Thema locker aufzubereiten. Das liegt auch an der großartigen schauspielerischen Leistung: Peter Strauß als unterschwellig aggressiver und seinen "polnischen Neffen zweiten Grades"
zugeneigter Herrmann. Alexandra Maria Timmel als seine Ehefrau mit knochentrockenem Humor.
Anselm Lipgens als persönlich involvierter Therapeut. Andreas Goebel als von der überbordenden Weiblichkeit seiner
Frau Natalie (Angela Schneider) überwältigter und deshalb der Travestie verfallener Gerald. Caroline Betz besticht als hochschwangere gottgläubige Alice und nicht zuletzt Anita Kolbert als verzweifelte Ehefrau.

Mit dem Ende kommt die Ernüchterung. Rudoll bleibt eine Antwort auf die Frage schuldig, ob und wie ein Leben
als homo- oder bisexueller Mann in einer heterosexuellen Partnerschaft möglich ist. Wie sich das Leben als Partnerin
eines homo- oder bisexuellen Mannes gestalten kann. Und das ist gut so, denn weder wird mit erhobenem Zeigefinger
belehrt, noch werden Patentlösungen für dieses Thema angeboten, das jeden und jede betreffen kann. (tin/derStandard.at/02.12.2010)

 

WIENER ZEITUNG

Der Homo-Skandal im trauten Heim
Von STEFAN BEIG

Zufällig liest die Frau eines Therapeuten den Mailverkehr ihres Mannes Erich und stößt auf ein
schockierendes Geheimnis: Erich ist bisexuell und bietet die anonyme Beratungsstelle "Papas in Motion"
für schwule Väter an. Mit vier anderen Ehemännern lebt er dort seine verheimlichten Leidenschaften
offen aus.
Entsetzt trommelt die Ehepartnerin die Frauen der anderen Väter zusammen. Auf das erste Entsetzen
folgt der Entschluss, beim nächsten "Papas in Motion"-Treffen aufzukreuzen. Unweigerlich kommt es
zum Eklat. Den größten Erklärungsnotstand hat der Mann von Natalie (grandios: Angela Schneider),
der ihren Minirock – und ihr Makeup trägt.
Eine Sensation ist die Uraufführung dieser Tragikomödie von Ronald Rudoll im 3raum. Teils irrwitzig und voll pointenreicher Dialoge, am Ende herzzerreißend tragisch und ohne Antwort, gelingt dem Stück
eine realistische Darstellung eines schwierigen Themas. Das liegt auch an den hervorragenden Schauspielern:
Gabriela Huetter liefert meisterlich die nüchterne Ehefrau, die mit Augen-Zudrücken ihre Ehe noch retten
kann. Als persönlich betroffener und engagierter Therapeut überzeugt Anselm Lipgens. Andreas Goebel
gibt mitreißend den von der Weiblichkeit seiner Frau Natalie dermaßen hingerissenen Gerald, dass er sogar
in ihre Kleider schlüpft. Die Religiosität der frommen Alice wird von Ildiko Babos mitfühlend gespielt,
doch leider von der Textvorlage überzeichnet.
Nein, vor Subventionen hätte sich die Stadt Wien hier nicht drücken müssen. Homosexuelle werden nicht
als Opfer der "Ach so bösen"-Gesellschaft verklärt, auch nicht als Menschen von einem anderen Planeten entstellt.
Ihre internen Streitereien und menschlichen Unzulänglichkeiten werden ebenso deutlich wie das Leiden der Frauen.Folgerichtig bleibt das Happy End aus.

                  
                                                                 Anita KOLBERT, Anselm LIPGENS, Ronald RUDOLL

 

STUTTGARTER ZEITUNG
von CORD BEINTMANN

Männe mag plötzlich Männer (Auszüge aus der Kritik)

Ronald Rudolls Stück hat einen besonderen Reiz. Es lebt von der dauernden Irritation. Eigentlich ist es wunderbar,
wie es heftig zwischen greller Farce und Tragik hin- und herschlingert.
Rudoll spielt mit den Klischees, und es ist schön zu erleben, wie das Stück voranschreitet und immer ernster wird.
Im dritten Akt kommt es zu einem umwerfenden Showdown. Die Frauen treffen auf die Männer und gewaltige
Emotionen werden frei. Man schleudert dem Partner ins Gesicht, daß man ihn verlassen werde und tut es dann doch nicht.
Man gesteht einander seine Liebe. Man bekennt öffentlich sein Leben verfehlt zu haben. Von Boulevard ist nun nichts mehr
zu spüren, doch Rudolls Szenen bewahren stets Humor.
Am Schluß wird es dann absolut ernst, wenn sich das Therapeutenpaar endlich einmal so richtig ausspricht.
Dann ist das Stück, das als Boulevard beginnt ganz ruhig und anrührend geworden. Eine Tragikomödie.

 

STUTTGARTER NACHRICHTEN
von Horst LOHR

Kollaps der Lebenslügen (Auszüge aus der Kritik)

Mit boulevardesker Situationskomik läßt Regisseur Stephan Bruckmeier die enttäuschten Ehefrauen in der
Anfangsszene seiner Inszenierung des Stückes „Papas in Motion“ zum Rachefeldzug gegen ihre Männer rüsten.
Im weiteren Verlauf nutzt der Regisseur Ronald Rudolls Tragikomödie mit ihren frivol-pointierten Dialogen für
eine gelungene theatralischeVersuchanordnung über abgestandene eheliche Beziehungen und geplatzte Lebenslügen.
Wie das feststecken in zementierten Geschlechterrollen die Wirklichkeit verdrängen läßt, führen die zehn ausgezeichneten Schauspieler mit gekonnter Balance zwischen komischen und tragischen Tönen vor.

 

KLEIN&KUNST ONLINE
von Rudi Hoscher
Auszüge aus der Kritik

Lesen Sie hier über ein faszinierendes und turbulentes Theaterstück ...
Stellen Sie sich vor, Sie bekommen von einer Unbekannten die Information, dass Ihr Mann möglicherweise
eine Affäre hat. Das allein wäre ja nicht außergewöhnlich, speziell wird es aber dann, wenn es sich beim Liebhaber ihres Mannes auch um einen Mann handelt. ...
Am Ende kommt es wie es kommen musste, beim Showdown treffen die fünf betrogenen
Frauen auf ihre fünf Männer, die Lage spitzt sich zu und im turbulenten letzten Drittel bekommt man noch einige
interessante Wendungen und Aus- und Abgänge serviert.
Dieses sehr gut gespielte Theaterstück, ein Mittelding zwischen Tragödie und Komödie, wurde ohne öffentliche
Subventionen produziert was dem Enthusiamus des ganzen Teams aber nicht geschadet hat.

 

Zeitschrift der LDBT-Bewegung in Polen
REPLIKA

Von Pamela Wells

Rezension der Theateraufführung Papas in Motion im Theater Wytwórnia in Warschau.
Auszüge aus der Kritik
.... Es kommt zu einem Geheimtreffen von vier Frauen, die einander nicht kennen, von denen keine das
Ziel des Zusammentreffens kennt.
... die Ehefrau eines bisexuellen Therapeuten, die zufälligerweise entdeckt hat, dass ihr Ehemann eine
Unterstützungsgruppe für homo- oder bisexuelle Väter und Ehemänner leitet kommt auf die Idee,
die Ehefrauen zu kontaktieren und …
Mit dieser absurden aber auch dramatischen Situation fängt das Theaterstück über das Entdecken der
wirklichen Beziehungen, in denen wir leben.
Gleichzeitig können wir eine Therapiestunde der Ehemänner beobachten....
Das Spektakel erreicht seinen Höhepunkt, als die Ehefrauen sich zu einer Konfrontation entscheiden
und die Therapiestelle betreten.
Einer der Männer hat gerade Damenklamotten an, der andere hält den Revolver…

Was wird aus diesem Chaos entstehen? Welches Paar wird zusammen bleiben und welches sich trennen?
Was wird mit den Kindern geschehen? Drama und Farce vermischen sich.

Die Protagonistinnen und Protagonisten in „Papas in Motion“ sind eine Galerie hervorragend gezeichneter Gestalten.
"Papas in Motion“ meidet geschickt jegliche Stereotypen ohne an Komik zu verlieren – im Publikum brachen immer wieder Lachsalven los. Das unkonventionelle Ende bringt die Zuschauer zur Reflexion und provoziert dazu, über das weitere Schicksal der Gestalten nachzudenken…

                      


Angela SCHNEIDER Andreas GOEBEL